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Landwirtschaftliches Zentrum Liebegg
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Schilf-Glasflügelzikade

Schilf Glasflügelzikade

Steckbrief zur Schilf-Glasflügelzikade

Eine ausgewachsene Schilf-Glasflügelzikade (SGFZ) ist zwischen 5 bis 7 mm gross und ist bräunlich-grau bis beige gefärbt. Die Flügel sind stark transparent mit einer leichten Aderung versehen, wodurch sie wie Glasscheiben aussehen und der Körper ist lang gestreckt und schlank. Die Larven der Schilf-Glasflügelzikaden nennt man Nymphen. Die Zikade durchläuft insgesamt 5 Nymphenstadien und überwintert auch als Nymphe im Boden. Nymphen sind weisslich bis gelblich/rosa gefärbt. Am Hinterleib stehen markante, kleine und weisse Haarbüschel ab.

Lebenszyklus
Die Schilf-Glasflügelzikade hat es gerne warm und ist ursprünglich im Schilfrohr zu Hause. Übere mehrere Jahre hat sie sich nun an andere Kulturen wie Kartoffeln, Karotten, Zückerrüben usw. angepasst. Ab Mai beginnt die Zikade aus dem Winterquartier (Bsp. Wintergetreide und Gräser) auszufliegen. Die Hauptflugzeit ist im Juni bis Juli zu erwarten und Zikaden sind in der Lage weite Strecken zu überwinden. Nach dem Einflug in Kartoffel- und Zuckerrübenfelder beginnt die Eiablage in der Nähe der jeweiligen Kulturpflanze. Aus den Eier schlüpfen die sogenannten Nymphen. Nymphen ernähren sich von den Wurzelsäften der Wirtspflanzen und bevorzugen feuchte und lockere Böden. Die Überwinterung erfolgt an Ernteresten oder an den Wurzeln von Wintergetreide wie bspw. Winterweizen. Bei schlechten Witterungsbedingungen im Winter verziehen sich die Nymphen in tiefere Bodenschichten. Im Frühling kommen die Nymphen wieder nach oben und entwicklen sich im Wintergetreide zur Zikade zu Ende. 

Zyklus Schilf Glasflügelzikade
Nymphen Schilf-Glasflügelzikade

Übertragung von Krankheitserregern
Die Schilf-Glasflügelzikade ist Überträgerin von zwei Krankheitserregern. Zum einen kann sie das Proteobakterim Arsenophonus (auch als SBR bekannt) übertragen, welche die Zikade bei einer Infektion direkt an ihre Nachkommen weitergibt und zum anderen kann sie den Erreger Stolbur übertragen. Bei Stolbur braucht es aber immer eine Infektion über krankes Pflanzenmaterial und kann nicht an die Nachkommen direkt übertragen werden. 

Schadbilder in Kartoffeln
Kartoffeln mit einem Befall von Arsenophonus (SBR) und/oder von Stolbur (Phytoplasma Candidatus Phytoplasma solani) zeigen die sogenannte "bakterielle Kartoffelknollenwelcke". Dabei rollen sich die Blattränder nach oben und es kommt zu gelben Verfärbungen. Triebspitzen verfärben sich gerne auch rötlich und die Bildung von Luftknollen ist ersichtlich. Zudem wird vermehrt eine Geiztriebbildung festgestellt. Da der Wasser- und Nährstoffhaushalt gestört ist, kommt es später zu Welke- und Absterbesymptomen der Stauden. Teils werden auch welke Knollen beoachtet. Erschwerend hinzu kommt, dass die Gefässbündel verbräunen und die Backtests nicht mehr genügend sind. Dabei kann es zu hohen Ertragsausfällen kommen. Der Anteil Knollen unter 35 mm Kaliber nimmt dabei deutlich zu. In Deutschland wurden häufig Mischinfektionen mit beiden Erregern beoachtet. 

Schadbilder in Zuckerrüben
Sind Zuckerrüben mit Arsenophonus (SBR) befallen, zeigt sich dies vor allem in einem asymmetrischen Wuchs der hellen Herzblätter. Weiter verfärben sich die Blätter im Sommer gelb. Typische Symptome sind eine Gefässbündelverbräunung der Rübenkörper und eine Reduktion des Zuckergehalts. Dadurch ist auch der Name entstanden - "Syndrome Basse Richesses = Syndrom der niedrigen Zuckergehalte". Sind die Rüben eher gummiartig, ist oftmals eine Infektion mit Stolbur die Ursache. 

Stand Kanton Aargau 2025
Gemäss der Zikaden-Monitoring der Schweizerischen Fachstelle für Zuckerrübenbau und der kant. Fachstelle für Gemüse (des Kt. AG) wurde dem Rhein entlang und bis nach Hendschiken entsprechende Schilf-Glasflügelzikaden in Gemüse, Kartoffeln und Zuckerrüben gefangen. Bei der Laboruntersuchung zeigt sich, dass einige Zikaden mit den Erregern beladen waren. Jedoch wurden noch keine Doppelbeladungen festgestellt.

  • SBR in Zuckerrüben
  • SBR Kartoffeln Vergilbung und Rotfärbung der Blätter
  • SBR Gefässbündelverbräunung Kartoffeln
  • Stolbur Zuckerüben Gummirüben
  • Stolbur Kartoffeln Luftknollen
  • Stolbur Kartoffeln Gummiknollen

Präventive Massnahmen - Fruchtfolge
Diverse Versuche in Deutschland und in der Schweiz haben gezeigt, dass man mit einer Schwarzbrache (mind. 5-6 Monate) nach Zuckerrüben oder Kartoffeln die Nymphen der Schilf-Glasflügelzikade am besten "aushungern" und den Zyklus unterbrechen kann. Nymphen ernähren sich von unterirdischen Pflanzenmaterial (Bsp. Wurzeln von Winterweizen). Wer als Ersatz für Wintergetreide ein Sommergetreide einplant, sollte besser darauf verzichten, da hier die Nymphen nicht komplett ausgehungert werden. Am besten eignet sich als Folgekultur eine späte Sommerkultur wie Mais oder Sonnenblumen. Wer trotzdem den Boden mittels einer Gründüngung bedecken will, muss auf die Zusammensetzung der Mischungen achten. Einige Pflanzen wurden bereits als Wirtspflanzen bei den Nymphen der Schilf-Glasflügelzikade ausgewiesen. Aktuell laufen Versuche, um geeignete Gründüngungsmischungen ohne Wirtspflanzen zu identifizieren.

Kontakt

Ziltener Rita

Pflanzenschutzdienst und Boden / Düngung

Rita Ziltener
062 855 86 81 rita.ziltener@ag.ch
Landwirtschaftliches Zentrum Liebegg
Liebegg 1
5722 Gränichen, CH
062 855 86 55
info@liebegg.ch