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Landwirtschaftliches Zentrum Liebegg
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Funktionen des Bodens

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Vielfältige Funktionen und Ökosystemleistungen der Böden

Landwirtschaftlich genutzte Böden sind die Grundlage für die Nahrungsmittelproduktion und übernehmen eine Fülle lebensnotwendiger Funktionen im Naturhaushalt. Sie stellen die Existenzgrundlage für landwirtschaftliche Betriebe dar und bilden gleichzeitig die Basis für vielfältige Lebensgemeinschaften aus Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen. Trotz dieser zentralen Rolle werden die verschiedenen Ökosystemleistungen der Böden in der öffentlichen Wahrnehmung meist unterschätzt. Ein qualitativ gesunder Boden ist jedoch unverzichtbar – sei es als Produktionsfaktor für Landwirte, als Filter für das Grundwasser, wie auch als Nährstoff- und Wasserspeicher sowie als natürlicher Hochwasserschutz oder Lebensraum.

Boden als Grundlage der Nahrungsmittelproduktion und Lebensgemeinschaften

Ein qualitativ gesunder Boden ermöglicht hohe Erträge, damit wird eine kostendeckende Produktion von gesunden Lebensmitteln unterstützt. Für Landwirte hat der Boden eine ungleich grössere Bedeutung als für viele Nicht-Landwirte, denn er sichert nicht nur die Existenz, sondern ist zudem Kapital und Produktionsmittel zugleich. Nur mit einem fruchtbaren und intakten Boden können Landwirtinnen und Landwirte Einkommen generieren und ihre Betriebe nachhaltig betreiben.

Doch die Funktionen des Bodens gehen weit über die reine Nahrungsmittelproduktion hinaus. Landwirtschaftlich genutzte Böden sind die Grundlage für komplexe Lebensgemeinschaften: Neben Nutzpflanzen leben im und auf dem Boden zahlreiche Beikräuter, Mikroorganismen, Pilze, Insekten, Regenwürmer, Spinnen, Milben sowie viele weitere Tiere. Diese Biodiversität ist essenziell für die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit. Regenwürmer zum Beispiel verbessern die Bodenstruktur und fördern die Durchlüftung, während Mikroorganismen an der Zersetzung von organischem Material und der Mineralisierung beteiligt sind – ein Kreislauf, der die natürliche Fruchtbarkeit erhält und weiter steigert.

Böden als Ökosystemdienstleister: Wasserspeicherung, Hochwasserschutz und Filterfunktion

Neben der Rolle als Produktionsgrundlage erfüllt der Boden zahlreiche weitere Funktionen, die im Dienste der gesamten Gesellschaft stehen. Eine davon ist die Filter- und Pufferfunktion für unser Grundwasser. Niederschlagswasser, das in den Boden eindringt, durchläuft verschiedene Bodenschichten, in denen es mechanisch und biochemisch gereinigt wird. Schadstoffe aus Verkehr, Industrie, Siedlungsraum und Landwirtschaft werden schrittweise abgebaut oder herausgefiltert, wodurch der Boden massgeblich zur Qualität unseres Trinkwassers beiträgt. Bei einem gesunden, belebten Boden mit einem Humusgehalt von 2-4% und geringen Anteil von Grobporen (geringer Sandanteil) ist die Filterleistung effektiv.

Darüber hinaus speichern Böden abhängig von der Bodenart erhebliche Mengen an Wasser und Nährstoffen. Diese Funktion ist insbesondere in Zeiten extremer Wetterlagen wie Starkregenfällen von grosser Bedeutung. Ein gesunder Boden kann Niederschläge aufnehmen, das Wasser allmählich wieder abgeben und so die Versorgung an die Pflanzen sicherstellen. Gleichzeitig wird durch die Wasserspeicherung das Risiko von Überschwemmungen und Hochwasser reduziert, da ein intakter Boden als natürlicher Wasserspeicher und -puffer wirkt. Bodenverdichtung und Versiegelung verringern diese Fähigkeit dramatisch, was die Gesellschaft zunehmend vor Herausforderungen stellt.

Auch als Nährstoffspeicher spielen landwirtschaftlich genutzte Böden eine Schlüsselrolle. Sie speichern Mengen- und Spurenelemente und stellen diese bedarfsgerecht den Pflanzen zur Verfügung. Dadurch kann der Bedarf an externen Düngemitteln reduziert und ein nachhaltiger Nährstoffkreislauf unterstützt werden.

Das Regenwasser löst Nährstoffe aus der Oberfläche der Bodenteilchen, dadurch entsteht eine nährstoffreiche Bodenlösung. Die Krümel saugen diese rasch auf und binden die Nährstoffe in ihrem Inneren. Falls es viel regnet, fliesst das überschüssige, mit Nährstoffen angereicherte Wasser zwischen den Krümeln in tiefere Schichten.

Zertrümmerte Krümel können die Bodenlösung nicht aufsaugen. In zu stark bearbeiteten und daher geschädigten Böden ist die Nährstoffauswaschung deshalb wesentlich höher als im strukturstabilen Boden.

Intakter Boden – Voraussetzung für nachhaltige Ökosystemleistungen und die Bedeutung des Bodenschutzes

Nur intakte Böden erfüllen die beschriebenen Funktionen und können ihre Ökosystemleistungen dauerhaft erbringen. Durch intensive Nutzung, Überdüngung, Erosion, Schadstoffeinträge, Bodenversiegelung und Wetterextreme sind die Böden in der Schweiz jedoch zunehmend gefährdet. Schäden an der Bodenstruktur, ein Verlust an Bodenleben oder die Anreicherung von Schadstoffen führen nicht nur zu einem Rückgang der Fruchtbarkeit, sondern auch zu einer Beeinträchtigung der Filterleistung, Speicherfähigkeit und Biodiversität.

Bodenschutz ist daher eine der wichtigsten Zukunftsaufgaben für die Schweizer Landwirtschaft sowie die Gesellschaft insgesamt. Der Schutz des Bodens umfasst vielfältige Massnahmen: Erosionsschutz durch geeignete Fruchtfolgen und Begrünung, Verzicht auf unnötige Bodenbearbeitung, Förderung der Humusbildung, Masshalten beim Düngereinsatz und eine sorgfältige Nutzung der Fläche. Auch der Schutz vor Versiegelung durch Überbauung ist zentral, denn ein einmal versiegelter Boden verliert seine Funktionen praktisch unwiederbringlich.

Der politische und gesellschaftliche Diskurs über die Bedeutung des Bodens muss gestärkt werden, damit die Leistungen des Bodens stärker ins Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit gerückt wird. Für Landwirte ist der Bodenschutz unmittelbar verbunden mit der ökonomischen Existenzsicherung. Für die übrige Gesellschaft bleibt Boden zwar oft unsichtbar, seine Funktionen sind jedoch für das Funktionieren der gesamten Ökosysteme – und letztlich für eine sichere Lebensmittelversorgung – lebensnotwendig.

Landwirtschaftlich genutzte Böden sind unverzichtbar – nicht nur für die Erzeugung von Nahrungsmitteln und folglich Erhalt des Selbstversorgunggrads, sondern auch für eine Reihe zentraler Ökosystemleistungen. Sie sichern Einkommen und Existenz der Landwirte, sind Lebensraum für unzählige Pflanzen und Tiere, reinigen das Grundwasser, speichern Wasser und Nährstoffe und dienen als natürliche Puffer gegen Hochwasser. Nur wenn der Boden intakt bleibt, kann er diese lebensnotwendige Funktionen dauerhaft erfüllen. Ein konsequenter Bodenschutz ist daher Grundvoraussetzung für eine nachhaltige Landwirtschaft und das Funktionieren unseres gesamten Ökosystems.

Kontakt

Metzger David

Bio-Pflanzenbau und Boden / Düngung

David Metzger
062 855 86 85 david.metzger@ag.ch
Landwirtschaftliches Zentrum Liebegg
Liebegg 1
5722 Gränichen, CH
062 855 86 55
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