Fitte Kälber für leistungsstarke Kühe
Damit aus Aufzuchtkälbern dereinst leistungsstarke und langlebige Kühe werden, müssen in den ersten Lebenswochen wichtige Grundlagen gelegt werden.
Genügend Milch sowie Festfutter und Wasser ab Tag 1
Nach wie vor werden viele Kälber mit zu kleinen Milchmengen "grossgehungert". Dabei braucht ein Kalb nur schon zur Deckung des Erhaltungsbedarfs täglich etwa 10% seines Körpergewichts an Milch. Erhält also ein 50kg schweres Aufzuchtkalb 5l Milch täglich, findet noch kaum ein Wachstum statt, es reicht gerade mal für die Grundversorgung. Hohe Milchmengen von 8-12l pro Tag ermöglichen hohe Tageszunahmen von bis zu 1000g und beugen zudem Krankheiten sowie gegenseitigem Besaugen vor.
Das Festfutter in der Kälberaufzucht erfüllt verschiedene Funktionen: es erhöht den Tageszuwachs, sorgt für eine gute Entwicklung der Vormägen und minimiert das Risiko für gegenseitiges Besaugen. Geeignet sind gut strukturiertes, qualitativ sehr hochwertiges Heu und Kraftfutter, oder ein Kälbermüesli bestehend aus Luzerne, Kraftfutter und weiteren Komponenten. Das Heu regt zum Wiederkauen an und sorgt für ein gutes Pansenvolumen. Die Stärke aus dem Kraftfutter ist wichtig für die Entwicklung der Pansenzotten. Spätestens beim Absetzen der Milch ist die Entwicklung der Vormägen entscheidend, um einen Wachstumsknick und unnötigen Stress für die Kälber zu vermeiden. Auch dem Wasser kommt für die Entwicklung eine entscheidende Rolle zu. Im Unterschied zur Milch gelangt Wasser in den Pansen. Die Pansenmikroben benötigen Wasser und zudem wird mit Wasser die Aufnahme vom Festfutter noch zusätzlich angeregt.
Reichlich Stroh für wohlige Wärme
Kälber haben im Verhältnis zu ihrem Körpervolumen eine grosse Körperoberfläche, was die die Wärmeregulation erschwert. Während tiefe Temperaturen im Herbst und Winter kaum vermeidbar sind, lassen sich Zugluft und Nässe sehr wohl verhindern. Damit Kälber warm und trocken liegen, braucht es ausreichend Einstreu. Der sogenannte Nesting Score (1–3) hilft bei der Beurteilung: Ein Score von 3 gilt als optimal – es hat so viel Einstreu, dass die Beine und Gelenke der Kälber vollständig bedeckt sind und sie sich ein richtiges „Nest“ bauen können. Besonders geeignet ist Langstroh. So hat das Kalb die Möglichkeit, ein gutes Mikroklima zu bilden. In kälteren Monaten kann auch eine Kälberdecke von Vorteil sein.
Gegenseitiges Besaugen vermeiden
In der Mutterkuhhaltung trinkt ein Kalb pro Tag 4 bis 10 mal während rund 7-10 Minuten bei der Mutter. Dabei muss es im Vergleich zu einem Nuggi viel stärker saugen. In der Aufzucht von Milchviehkälbern findet der Tränkevorgang in der Regel zwei Mal täglich statt. Damit das Saugbedürfnis genügend gestillt wird, ist unbedingt für einen hohen Saugwiderstand und für genügend hohe Milchgaben zu sorgen. Weiter sollen die Kälber nach dem Tränken nach Möglichkeit für eine halbe Stunde in einem Fressgitter fixiert werden, und während dieser Zeit festes Futter wie Heu oder Kälbermüesli fressen. Auch Beschäftigungsmaterial wie Heu in Netzen oder spezielle Kälberspielzeuge können für die nötige Ablenkung sorgen.