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Landwirtschaftliches Zentrum Liebegg
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Mythos oder Fakt? Heulage für Pferde

Als Heulage wird stark angewelkte Silage bezeichnet, die mit einem Trockensubstanzgehalt von 50-70 % trockener konserviert wird als für Silage üblich. Die Konservierung basiert auf einer mikrobiellen Gärung, bei der Milchsäurebakterien unter anaeroben Bedingungen Zucker in Milchsäure umwandeln. Damit Heulage zur Verfütterung an Pferde geeignet ist, muss sie ebenso wie Heu von einwandfreier Qualität sein. Ist das der Fall, ist Heulage ein hochwertiges und gut geeignetes Raufutter für Pferde.

Welche Vorteile bietet Heulage?

Aufgrund des höheren Wasseranteils im Futter staubt Heulage deutlich weniger als Heu, was die Belastung der Atemwege minimiert. Das macht Heulage insbesondere für Pferde mit Atemwegserkrankungen sehr wertvoll. Da Heulage feuchter konserviert wird als Heu, können kürzere Erntezeitfenster genutzt werden. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass das Futter zum idealen Zeitpunkt gemäht und unter guten Bedingungen konserviert werden kann, was wiederum einen positiven Einfluss auf die Raufutterqualität hat. Von Pferden wird Heulage gerne gefressen und dem Heu tendenziell sogar vorgezogen.

Was muss bei der Verfütterung von Heulage beachtet werden?

Wird mit der Verfütterung von Heulage begonnen, dann muss das Pferd – wie bei jeder Futterumstellung – zuerst an das neue Futtermittel gewöhnt werden. Damit sich die Darmflora anpassen kann, ist die Fütterungsmenge über mehrere Wochen hinweg langsam zu steigern. Um die Darmflora vielfältig und mit genügend Fasern zu versorgen, sollte Heulage stets in Kombination mit einem anderen Raufutter (Heu/Emd, Gras, Stroh) verfüttert werden. Da Heulage einen tieferen Trockensubstanzgehalt aufweist als Heu, muss entsprechend mehr Heulage verfüttert werden, um dieselbe Menge Trockensubstanz zu erreichen wie mit Heu. Damit es nicht zu Nacherwärmung und Schimmelbildung kommt, muss der Heulageballen nach dem Anbruch binnen 2 Tagen, im Winter binnen max. 5 Tagen, verfüttert werden.

Es gibt Pferde, welche Heulage nicht gut vertragen. Die Ursache dafür kann einerseits bei einer ungenügenden Rohfaserversorgung liegen. Grund dafür ist in diesem Fall jedoch nicht die Konservierungsform, sondern der Schnittzeitpunkt. Selten kommt es vor, dass Pferde eine Histamin-Unverträglichkeit aufweisen. Histamin ist ein sogenanntes biogenes Amid, eine biologisch aktive Substanz, welche als Botenstoff verschiedene Funktionen im Körper wahrnimmt. In Silagen, insbesondere bei Fehlgärungen, fällt die Histamin-Konzentration höher aus als bei Heu. Von einer Histamin-Unverträglichkeit betroffene Pferde reagieren innert weniger Stunden mit schwerem Durchfall.

Wie wird die Qualität von Heulage beurteilt?

Bei der sensorischen Beurteilung riecht gute Heulage angenehm säuerlich, keinesfalls muffig oder faulig. Farblich ist sie olivgrün bis bräunlich-gelblich, keinesfalls schwarz oder gräulich. Die Struktur ist faserig mit erkennbaren Stängeln und Rispen, keinesfalls fühlt sich die Heulage schleimig an. Weiter muss das Futter frei sein von Giftpflanzen und darf nicht mit Erde, Mist oder Kadavern kontaminiert sein. Mit der Erde gelangen womöglich Listerien ins Futter, die eine Enzephalitis (Gehirnentzündung) zur Folge haben können. Ebenfalls über Erdkontamination oder Kadaver kann das Bakterium Clostridium Botulinum ins Futter gelangen. Unter anaeroben Bedingungen und insbesondere bei nur schwach saurem pH-Wert vermehren sich diese Bakterien und Botulismus ist die Folge.

Mittels einer Raufutteranalyse können verschiedene Parameter im Labor untersucht werden, welche Aufschluss über die Qualität des Futters geben. Gute Heulage hat 55-70 % TS. Bei mehr als 70 % TS besteht ein erhöhtes Risiko von Nachgärungen aufgrund mangelnder Verdichtung des Futters. Damit sich das Futter nicht erwärmt und schimmlig wird, muss es sehr gut gepresst und gewickelt werden. Quaderballen liegen diesbezüglich im Vorteil, weil sie stärker gepresst werden können als Rundballen. Weiter ist beim Transport und der Lagerung darauf zu achten, dass die Silofolie nicht verletzt wird. Der pH-Zielbereich beträgt 4.5-5.5, wobei ein pH von 4.5 bei Heulage aufgrund des hohen Trockensubstanzgehaltes nur schwer zu erreichen ist. Ein pH-Wert über 5.5 gefährdet die mikrobielle Stabilität der Heulage. Zur Unterstützung des Silierprozesses können Siliermittel eingesetzt werden. Für Pferde ist mit zugelassenen Siliermitteln konserviertes Futter unbedenklich. Für eine ausreichende Strukturversorgung und damit verbunden eine genügende Kautätigkeit beim Pferd sollte Heulage einen Rohfasergehalt zwischen 260-300 g / kg TS aufweisen. Der Rohaschegehalt ist ein Mass für Verunreinigung und sollte unter 100 g / kg TS betragen. Hefen und Schimmelpilze mindern die aerobe Stabilität, d.h. fördern den Verderb des Futters nach dem Anbruch des Ballens. Heulage sollte bei Schimmelsporen unter 5'000 sowie bei Hefen und bei aeroben mesophilen Bakterien unter 200'000 koloniebildende Einheiten (KBE) / g enthalten.

Ist Heulage nährstoffreicher als Heu?

Der Nährstoffgehalt von Raufutter hängt primär vom Wiesenbestand und vom Schnittzeitpunkt ab. Wird von derselben Parzelle zum gleichen Zeitpunkt ein Teil als Heu und ein Teil als Heulage konserviert, so sind die Nährstoffunterschiede marginal. Aufgrund des Silierprozesses wird die Heulage etwas weniger Zucker und somit auch weniger Fruktan aufweisen als das Heu. Durch die feuchtere Konservierung der Heulage im Vergleich zu Bodenheu entstehen bei Heulage weniger Bröckelverluste, wodurch Rohprotein- und Energiegehalt minim höher ausfallen können.

Kann Heulage das Pferd übersäuern?

Heulage kann weder den Magen noch den Darmtrakt vom Pferd übersäuern. Grund dafür ist der pH-Wert von Heulage, der im Verhältnis zum Magen hoch ist. Heulage hat in der Regel einen pH von 5-5.5. Im Magen liegt der pH-Wert beim Mageneingang über 5, beim Magenausgang unter 3. Die pH-Absenkung des Futterbreis im Magen ist fürs Pferd von grosser Bedeutung, denn das saure Milieu sorgt dafür, dass unerwünschte, über das Futter aufgenommene Keime abgetötet werden. Da der pH-Wert des Futterbreis durch die Fütterung von Heulage nicht negativ beeinflusst wird, kann der Futterbrei folglich auch im Darmtrakt keine Übersäuerung hervorrufen.

Autorin

Achermann Luisa

Tierhaltung

Luisa Achermann
062 855 86 09 luisa.achermann@ag.ch
Landwirtschaftliches Zentrum Liebegg
Liebegg 1
5722 Gränichen, CH
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