Es kommt nicht nur aufs Futter an
An der optimalen Futterration tüftelt man ständig, aber die Bedeutung des Wassers für die Kuh bleibt oft im Hintergrund. Wasser erfüllt im Körper zahlreiche Aufgaben und Funktionen. So dient es unter anderem als Transportmittel für Nährstoffe, hilft bei der Regulation der Körpertemperatur durch Schwitzen und wird für die Milchproduktion in grossen Mengen benötigt.
Die Kuh ist ein Saugtrinker
Eine Kuh ist in der Lage, innert kürzester Zeit sehr grosse Mengen an Wasser aufzunehmen. Am liebsten trinken Kühe von freien Wasseroberflächen. Das Flotzmaul wird eingetaucht, die Nasenlöcher bleiben jedoch über Wasser, sodass auch während des Trinkvorgangs geatmet werden kann. Ist genügend Nachfluss gewährleistet, trinkt eine Kuh rund 20-25 l pro Minute. Ein Trinkvorgang dauert rund 30 Sekunden. An Tagen mit gemässigt kühlem Wetter liegt der Wasserbedarf bei rund 80-100 l pro Kuh und Tag. Steigt im Sommer die Temperatur auf 26° C, verdunstet eine Durchschnittskuh rund 30 l Wasser über Atmung und Haut. Dadurch steigt der tägliche Wasserbedarf bis gegen 200 l an. Der Wasserspiegel ist für ausgewachsene Kühe im Idealfall auf einer Höhe von ca. 80 cm und der Wassernachfluss sollte mindestens 20 l pro Minute betragen.
Wassernachfluss messen
Bei Tränkebecken wie sie zum Beispiel im Anbindestall zu finden sind, ist ebenfalls wichtig, dass der Wasserdurchfluss genügend hoch ist. Es sollten alle Kühe mehr oder weniger gleichzeitig trinken können. Dies ist insbesondere dann relevant, wenn auf der Weide keine Tränkestelle vorhanden ist. Ob der Wasserdruck in der Leitung genügend hoch ist, kann ganz simpel nachgemessen werden: einen Eimer unter die Tränke stellen, die Tränke betätigen und den Überlauf auffangen. Eine Minute Zeit stoppen und ablesen, wie viel Wasser im Eimer drin ist. Manchmal ist aber nicht der Wasserdruck limitierend, sondern die Ventile. Tränkebecken, die extrem verkalkt oder gar korrodiert sind, sollten ersetzt werden.
Keine Tränke ist selbstreinigend
Die Wasserqualität ist nicht immer von blossem Auge erkennbar. Manchmal lässt sie sich aber erfühlen: eine schleimige Oberfläche in den Tränken ist ein Hinweis auf einen Biofilm. Der Belag besteht aus Stoffwechselprodukten von Bakterien, die sich von Wasserbestandteilen wie Eisen oder Kalk ernähren. Die Gefahr von Biofilmen steigt, je wärmer das Wasser und je geringer die Durchflussmenge ist.
Bei Tränken, die direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt sind, ist besonders im Sommer das Wachstum von Blaualgen zu beobachten. Die Entwicklung solcher Algen stellt ein grosses Gesundheitsrisiko dar, da die fürs Algenwachstum verantwortlichen Cyanobakterien hochgiftige Stoffwechselprodukte produzieren. Entsprechend muss beim Aufkommen von Algenwachstum das Reinigungsintervall erhöht werden.
Verrostete Wasserleitungen können ebenfalls Probleme verursachen. Ein zu hoher Eisengehalt im Wasser führt zur Bildung von Komplexen zwischen Eisen und anderen Spurenelementen. Dadurch werden diese Spurenelemente für das Tier nicht mehr verfügbar. Zudem schmeckt stark eisenhaltiges Wasser unangenehm, was sich negativ auf den Wasserkonsum auswirkt.
Um die Hygiene zu gewährleisten, wird eine tägliche Reinigung der Tränketröge dringend empfohlen. Dies gelingt am besten, wenn eine fest installierte Bürste an den Tränkebecken vorhanden ist, zum Beispiel an einer Schwanzschnur befestigt.
Faustregeln zur Wasserversorgung
- Trinkwasserqualität!
- Wassernachfluss mind. 20 l pro Minute
- Wasseroberfläche auf ca. 80 cm
- Pro Kuh 10 cm Troglänge
- Pro Herde/pro Tiergruppe mindestens 2 Tränkestellen
- Keine Tränken in Sackgassen
- Tägliche Reinigung, auch an den schwierig zu erreichenden Stellen