Kleines Element mit grosser Wirkung
Der Grundstein für ein langes und gesundes Leben einer Kuh wird bereits im Mutterleib gelegt. Damit die Geburt reibungslos verläuft und das Kalb von Anfang an optimal versorgt ist, ist eine ausgewogene Versorgung der Galtkuh mit Mineralstoffen, Spurenelementen und Vitaminen unerlässlich. Dem Spurenelement Selen kommt dabei eine besonders bedeutende Rolle zu – sowohl für die Gesundheit der Kuh als auch für die Entwicklung des Kalbes.
Selen ist in Schweizer Böden ein knappes Gut
In den meisten Regionen der Schweiz ist das Selenvorkommen in den Böden knapp. Somit sind auch die Selengehalte in den Futterpflanzen auf tiefem Niveau, was rasch zu einer Unterversorgung führen kann.
Die Mangelsymptome sind je nach Alter der Tiere verschieden. Die Anzeichen bei Kälbern sind vor allem Muskelschwäche, Schwierigkeiten beim Saugen, plötzliche Todesfälle innerhalb der ersten Lebenstage und vermehrte Totgeburten. Bei Kühen kommt es bei einem Mangel an Selen vor allem zu Fruchtbarkeitsstörungen, Nachgeburtsverhalten und damit einhergehenden Gebärmutterentzündungen. Auch eine schlechte Eutergesundheit mit erhöhten Zellzahlen und vermehrten Mastitisfällen sind die Folgen eines Selenmangels.
Vielfältige Funktionen
Bei Rindern ist Selen für eine Vielzahl an physiologischen Funktionen notwendig. So hilft das Element beispielsweise dabei, Körperzellen vor freien Radikalen zu schützen. Freie Radikale sind instabile Moleküle, die Zellschäden verursachen können. Selen ist ein essenzieller Bestandteil des Schlüsselenzyms Glutathionperoxidase, das für die Neutralisierung der freien Radikale benötigt wird. Weiter kommt Selen eine wichtige Rolle in der Immunfunktion zu, indem es für die Bildung von Antikörpern benötigt wird. Auch im Fruchtbarkeitsgeschehen wird Selen benötigt. Eine grosse Studie aus Norwegen hat gezeigt, dass Kühe mit ausreichender Selenversorgung deutlich weniger Eierstockzysten und stille Brunsten aufwiesen.
So wird die Versorgung gewährleistet
Die Selenversorgung der trächtigen Kuh spielt eine zentrale Rolle für die Gesundheit des ungeborenen Kalbes. Während der Trächtigkeit wird das Kalb über die Plazenta mit Selen versorgt, daher ist eine ausreichende Versorgung der Mutter essenziell.
Mineralstoffmischungen enthalten in der Regel zwischen 30 und 50 mg Selen pro Kilogramm. Besonders in der Galtphase empfiehlt es sich, ein Mineralsalz mit hohem Selengehalt zu wählen. Dabei ist jedoch nicht nur die Menge entscheidend, sondern auch die Form. Organische Verbindungen wie zum Beispiel Selenhefen oder Selenocysteine weisen eine deutlich höhere Bioverfügbarkeit auf und können vom Organismus besser aufgenommen werden. Im Gegensatz dazu werden anorganische Formen wie zum Beispiel Natriumselenit nur begrenzt verwertet und grösstenteils wieder ausgeschieden.
Für neugeborene Kälber kann eine gezielte Selenzufuhr in Form einer Paste oder einer Injektion im Sinne einer "Starthilfe" sinnvoll sein. So wird nicht nur ein optimaler Start ins Leben ermöglicht, sondern auch ein gutes Wachstum und Gedeihen der Kälber gefördert.