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Ackerfuchsschwanz im Griff haben

Ackerfuchsschwanz

Ackerfuchsschwanz – Biologie, Vorbeugung und mechanische Bekämpfung

Ackerfuchsschwanz gilt als eines der wichtigsten Ungräser im mitteleuropäischen Getreidebau. Auch in der
Schweiz gewinnt dieses Ungras zunehmend an Bedeutung, insbesondere in intensiven ackerbaulichen Regionen. Mit der Zunahme von Herbizidresistenzen und der rein generativen Vermehrung rücken vorbeugende und mechanische Bekämpfungsmassnahmen verstärkt in den Fokus der landwirtschaftlichen Praxis. Ein nachhaltiges Samenmanagement ist entscheidend, um den Aufbau des Samenvorrats im Boden und damit langfristige Probleme zu vermeiden.

Biologie

Der Ackerfuchsschwanz ist einjährig und tritt vor allem in intensiven Getreidefruchtfolgen, insbesondere im Wintergetreide auf. In der Schweiz ist er besonders auf schweren Lehm- und Tonböden verbreitet und profitiert von feuchteren Standortbedingungen und viehschwachen, ackerbaulastigen Betriebssystemen.

Erkennung und Erscheinungsbild
Die Pflanze ist horstbildend mit schmalen, scharfrandigen, unbehaarten Blättern ohne Blattöhrchen. Charakteristisch sind die langen, oft rötlich gefärbten und gezähnten Blatthäutchen. Das Keimblatt ist häufig korkenzieherartig gewunden. Seine Ähren erscheinen zwischen April und Juni und die Samen sind zur Ernte oft bereits ausgereift und abgefallen oder durch Wind verbreitet worden.

Keimzeitpunkte
Ackerfuchsschwanz ist vorwiegend ein Herbstkeimer. Die Hauptkeimzeit liegt zwischen September und Ende Oktober, sofern die Bodentemperatur zwischen 10 und 15 °C liegt und ausreichend Feuchtigkeit vorhanden ist. Bis in den November hinein kann die Keimung erfolgen, während im Frühjahr eine neue Keimwelle erscheinen kann, sobald die Temperaturen über 3 °C steigen. Die Keimung erfolgt ausschliesslich unter Lichteinfluss; ein kurzer Lichtreiz genügt bereits, um die Keimung auszulösen.

Vermehrung und Samenpotential
Die Vermehrung erfolgt ausschliesslich über Samen. Eine einzelne Pflanze kann je nach Standortbedingungen zwischen 2’000 und 10’000 Samen produzieren. Durch Bestockung können aus einem Samen bis zu zwölf ährentragende Halme entstehen. Ein bedeutender Teil (bis 80 %) der ausfallenden Samen keimt bereits im ersten Herbst. Allerdings tritt bei den Samen eine primäre Keimruhe (von 2 bis 8 Wochen) auf, die durch Temperaturbedingungen bei der Samenreifung gesteuert wird. Tief im Boden verschüttete Samen

(>5 cm) gelangen in eine sekundäre Keimruhe und können in sandigen oder schluffigen Böden bis zu 5 Jahren und in schweren Böden bis zu 10 Jahren keimfähig bleiben.

Ein Grossteil der Samen keimt zwar im ersten Herbst nach der Fruchtreife, doch etwa 10–20 % verbleiben als Reserve in der Samenbank und stellen somit über mehrere Jahre eine Infektionsquelle dar. Die Fähigkeit zur langen Keimruhe und die hohe Samenproduktion machen das Unkraut zu einem besonders hartnäckigen Problem, das ohne konsequente Bekämpfung rasch zu Ertragsreduktionen von 20–30 % führen kann.

Vorbeugende Massnahmen

Die nachhaltige Kontrolle des Ackerfuchsschwanzes beginnt mit präventiven ackerbaulichen Massnahmen, die darauf abzielen, das Auffüllen der Samenvorrats im Boden durch abwechslungsreiche Fruchtfolgen, geeignete Bodenbearbeitung und durchdachte Aussaatstrategien zu verhindern.

Fruchtfolge
Eine vielfältige Fruchtfolge ist zentral zur Reduktion des Ackerfuchsschwanzdrucks. Der gezielte Wechsel von Winter- und Sommerkulturen – insbesondere der Anbau von spätgesäten Kulturen wie Soja oder Mais– ermöglicht zeitversetzte Bodenbearbeitung und fördert die Bekämpfung überjähriger Samen. Spät gesäte Sommer- oder spezielle Hackfrüchte schaffen ein breites Zeitfenster für Unkrautkuren im Frühjahr und reduzieren die Fähigkeit des Ackerfuchsschwanzes, sich auszubreiten.

Bodenstruktur und Feuchtigkeitsmanagement
Ackerfuchsschwanz bevorzugt schlecht drainierte, schwere Böden. Besonders auf staunassen Flächen gedeiht er besser als Getreide. Deshalb sind funktionierende Drainagen, das Vermeiden von Bodenverdichtungen und ein lockerer Bodenaufbau entscheidend, um ihm weniger günstige Bedingungen zu bieten.

Bodenbearbeitung und Saatbett
Die Bodenbearbeitung ist sowohl im Stoppelumbruch nach der Ernte als auch in der Vorbereitung des Saatbetts von entscheidender Bedeutung. Ziel der ersten Stoppelbearbeitung ist es, die Ausfallsamen mit Feinerde flach zu bedecken (etwa 2 cm Tiefe), um die Keimung zu fördern und anschliessend das junge Ungras zu eliminieren. Grubber und Federzahnegge sind geeignete Werkzeuge, um diese flache Durchmischung und Schnittführung zuverlässig durchzuführen.

Spätsaat und falsches Saatbett
Das Verschieben des Saattermins von Wintergetreide vom Ende September auf Ende Oktober kann die Ackerfuchsschwanzdichte um die Hälfte reduzieren. Das falsche Saatbett – eine gezielte, sehr flache Bodenbearbeitung vor der Saat, gefolgt von einer erneuten mechanischen Entfernung der gekeimten Unkräuter – ermöglicht es, möglichst viele Samen bereits vor dem eigentlichen Anbau zu erschöpfen.

Weitere Massnahmen

-Spreusammelsysteme am Mähdrescher verhindern, dass abgefallene Samen auf die Ackerfläche zurückgelangen.

-Ein hoher Anteil an Kunstwiesen im Betrieb erschwert dem Ackerfuchsschwanz die Vermehrung.

-Die Wahl breitblättriger, konkurrenzstarker Getreidesorten und möglichst bodenschonender Sätechnik (ohne vorlaufende Scheibenegge oder Kreiselegge) sind empfehlenswert.

Zwischenfrüchte
Das direkte Einsäen von Zwischenfrüchten wie Phacelia, Senf oder Ölrettich nach der Ernte fördert die Bodenbeschattung und Rotte der Ackerfuchsschwanzsamen an der Oberfläche. Auf eine weitere Bodenbearbeitung sollte dabei möglichst verzichtet werden.

Mechanische Bekämpfungsmöglichkeiten
Während präventive Massnahmen die Basis darstellen, bleibt die gezielte mechanische Bekämpfung zur Reduktion des aktuellen Ackerfuchsschwanzbesatzes unerlässlich.
Besonders effektiv ist der Einsatz von Präzisions-Zinkenstriegeln im Keimfaden- oder Keimblattstadium des Ackerfuchsschwanzes. Das Unkraut wird dabei reihenunabhängig herausgerissen oder verschüttet, ohne die Kulturpflanzen zu beeinträchtigen. Die Anwendung sollte sowohl im Herbst als auch im Frühjahr möglichst früh nach dem Auflaufen erfolgen, um eine hohe Bekämpfungseffizienz zu gewährleisten.

Autor

Metzger David

Bio-Pflanzenbau und Boden / Düngung

David Metzger
062 855 86 85 david.metzger@ag.ch
Landwirtschaftliches Zentrum Liebegg
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