FAQ Hitzestress und Wasser
Die heissen Sommertage setzen den Nutztieren zu und fordern die Landwirtinnen und Landwirte. Grundsätzlich gilt für die Tiere das Gleiche wie für uns Menschen: Vor der Hitze und der prallen Sonne schützen, genügend Flüssigkeit aufnehmen und übermässige Anstrengung oder Aufregung vermeiden. Das vorliegende FAQ beantwortet häufig gestellte Fragen zu den Themen Hitzestress und Wasserversorgung.
Die Tierschutzverordnung regelt, wie Tiere vor extremer Hitze und damit verbundenem Hitzestress zu schützen sind. Dazu gehört:
- Ab 25°C verbunden mit Sonneneinstrahlung müssen für Rinder, Schafe und Ziegen auf tagsüber beweideten Flächen Schattenplätze vorhanden sein, die allen Tieren gleichzeitig Platz bieten. Schatten im Auslauf und auf der Weide (Bäume, Unterstand etc.)
- genügend Trinkstellen in Trinkwasserqualität, welche für alle Tiere zugänglich sind
- Für ab 1. September 2008 neu eingerichtete Schweineställe gibt es zusätzliche Anforderungen für Schweine ab 25 kg in Gruppenhaltung und für Eber bei Temperaturen über 25° Celsius. Hier müssen Tierhaltende eine Abkühlungsmöglichkeit wie zum Beispiel einen Erdwärmetauscher, eine Zuluftkühlung, eine Bodenkühlung, eine Vernebelungsanlagen oder mit Feuchtigkeit auf das Tier einwirkende Einrichtungen wie Duschen oder Suhlen anbieten.
Quelle: Tierschutzverordnung, Schweiz
- Kälber müssen ab dem 1. Lebenstag jederzeit Zugang zu Wasser haben.
- Übrige Rinder, Schafe und Ziegen müssen mindestens zweimal täglich Zugang zu Wasser haben
Quelle: Tierschutzverordnung, Schweiz
Je nach Bauart des Stalls haben Rindviehhalter unterschiedliche Möglichkeiten, die Umweltbedingungen möglichst optimal für ihre Tiere zu halten.
- Ausrichtung des Stalls: Bereits beim Bauen ist es wichtig, dass der Stall, sofern möglich, richtig ausgerichtet ist. So kann vermieden werden, dass im Sommer die Innentemperatur im Stall höher ist als die Aussentemperatur. Und im Winter darf die wärmende Sonne in den Stall scheinen und die Liegeboxen erwärmen (siehe Abbildung).
Mit gezielten Massnahmen kann die Innenluft gekühlt werden:
- Einbau von Ventilatoren: Die Ventilatoren können zur Lüftung eingesetzt werden und vermehrt frische Aussenluft in den Stall bringen. Ventilatoren können auch helfen, die gefühlte Temperatur bei den Kühen zu reduzieren. Durch die Erhöhung der Luftgeschwindigkeit bei den Tieren können diese besser Wärme abgeben. Dies bedingt aber eine minimale Luftgeschwindigkeit von 2 Meter pro Sekunde. Bis 5 Meter pro Sekunde kennt man keine negativen Konsequenzen fürs Tier. Dies ist der sogenannte Wind-Chill-Effekt, den wir Menschen vor allem im Winter mit Bise kennen. Dort aber eher im negativen, kälter gefühlten Sinn (Abbildung).
- Einbau von Lüftungstubes: Erhöht die Luftaustauschrate im Bereich der Tiere gleichmässig (Abbildung 1, Abbildung 2).
- Kondensation mit Wasser: Mit einer Vernebelungsanlage verdampft das Wasser sofort in der Luft und kühlt diese ab. Dies führt zu einer Kühlung aber erhöht die relative Luftfeuchtigkeit, was auf die Kuh und die Stallhygiene negative Folgen haben kann. Hier ist entscheidend, dass die feuchte Luft wieder aus dem Stall gebracht werden kann und sich nach der Vernebelung keine schwülwarme Luft im Stall ansammelt.
- Verstellbare Fenster und Windschutznetze: Flexible Öffnungen ermöglichen je nach Temperatur- und Witterungsbedingungen eine einfache und unkomplizierte Optimierung des Stallklimas (Abbildung).
Das Wasser hat im Organismus unterschiedliche Funktionen. Nebst der Tatsache, dass das Tier mit dem Wasser den Durst löscht, hat Wasser weitere Funktionen im Körper des Tieres:
- Lösungsmittel
- Transportmittel
- Wärmeregulation
- Aufrechterhaltung des Zelldrucks
Der Wasserbedarf der Tiere wird beeinflusst durch die Umgebungstemperatur, den Trockensubstanzgehalt im Futter und die Leistung. Das heisst, je wärmer es ist und desto mehr ein Tier leistet, desto mehr Wasser benötigt wird benötigt. Nachfolgend einige Richtwerte zur Trinkwassermenge/Tag:
- Milchkuh: 100-150L
- Mutterkuh: 80-120L
- Säugende Sau: 25-35L
- Mastschwein ab 70kg: 6-8L
- Legehenne: 0,2 – 0,4L
- Schafe: 5-15L
- Ziege: 4-12L
- Pferd: 30-50L
Nicht jede Tierart besitzt Schweissdrüsen am ganzen Körper wie der Mensch. Das Pferd ist dem Menschen hier am nächsten. Es besitzt viele Schweissdrüsen vor allem am Hals und Körper, weniger an den Beinen. Kühe können im Beckenbereich und am Rücken schwitzen. Da ihr Stoffwechsel durch die Milchproduktion aber intensiviert wird, beginnen Kühe bei sehr warmem Wetter zusätzlich zu Hecheln. Hunde und Schweine können nicht schwitzen, das heisst Hecheln ist die einzige Möglichkeit, die innere Wärme loszuwerden. Schweine haben nur wenige Schweissdrüsen rund um den Rüssel, dies reicht nicht, um sich genügend abzukühlen. Sie nutzen dafür Suhlen im Schlamm. Das Trocknen des Schlamms hat die gleiche Wirkung wie das Schwitzen auf der Haut. Die verdampfende Flüssigkeit kühlt die Haut ab. Kleinwiederkäuer wie Schafe und Ziegen schwitzen weniger als Rindvieh (Abbildung).
Kühe besitzen mit ihrem Pansen und seinen Mikroorganismen einen Ofen im Inneren des Körpers. Die Verdauung der faserreichen Pflanzen ist lebensnotwendig für einen Wiederkäuer aber auch sehr stoffwechselintensiv. Daher reagieren Kühe bereits sehr früh auf Hitze, je nach Luftfeuchtigkeit bereits ab 24° Celsius.
Die wichtigsten Effekte von Hitzestress auf die Milchkuh sind vielfältig. Kühe mit Hitzestress senken ihre Aktivität, das heisst sie fressen weniger und stehen mehr in den Gängen oder den Boxen. Beim Stehen ist mehr Körperoberfläche frei als im Liegen, wo ein Wärmeaustausch stattfinden kann. Kühe können Schwitzen und verlieren dadurch wichtige Mineralstoffe, welche übers Futter wieder zugeführt werden müssen. Durch die erhöhte Körpertemperatur wird das Immunsystem geschwächt und die Kühe sind anfälliger auf Krankheiten. Wenn das Schwitzen nicht mehr ausreicht, um die eigene Körperwärme zu senken, beginnen Kühe zu Hecheln. Die erhöhte Atemfrequenz führt zu einem Speichelverlust. Dies ist problematisch, da der Speichel bei der Kuh als Puffer dient, damit das Pansenmilieu stabil bleibt.
Detaillierte Auswirkung vom Hitzestress sind in dem untenstehenden Mindmap zu finden:
Quelle: Hitzestress bei Milchkühen, Dr. Johann Gasteiner, Höhere Bundeslehr- und Forschungsanstalt für Landwirtschaft Raumberg-Gumpenstein
- Zur Reinigung der Ställe und Einrichtungen (z.B. Reinigung der Melkanlage nach jedem Melkvorgang oder Spüler der Futtertröge im Schweinestall)
- Zum Waschen der Tiere
- Zum Abkühlen der Tiere/des Stalls (Sprinkleranlage)
Durch Anpassungen an der Fütterung und beim Weidesystem kann der Hitzestress der Tiere reduziert werden:
- Wasserversorgung sicherstellen: Eine Milchkuh braucht bei Hitze ausreichend Wasser. Die Kuh ist ein Saugtrinker, daher muss das Wassernachflussvermögen des Tränkesystems bei mindestens 20 Litern pro Minute liegen. Dies gelingt bei Tränken mit einer offenen Wasseroberfläche. Ausserdem braucht es genügend Tränkestellen im Stall. 15 Kühe pro Tränke aber mindestens 2 Tränken pro Stall. Bei Silagefütterung sollte der TSGehalt nicht zu hoch sein. Nicht zu vernachlässigen ist die Tränkeeinrichtung auf der Weide.
- Mineralstoffversorgung: Durch das Schwitzen gehen vermehrt Elektrolyte und Puffersubstanzen verloren. Der Mineralstoffbedarf erhöht sich. Es können zusätzlich Salz und Mineralstofflecksteine zur freien Verfügung vorgelegt werden.
- Energie und Strukturversorgung: Erhöhte Temperaturen reduzieren die Futteraufnahme beim Rindvieh. Diesem kann mit einer erhöhten Energiedichte in der Ration entgegengehalten werden (Energiereicheres Grundfutter oder Kraftfutter, Futterfette, Propylenkglykol usw.). Die Strukturwirkung und der Rohfasergehalt der Ration muss dabei berücksichtigt werden, damit das Pansenmilieu nicht zu sauer wird und eine Übersäuerung entstehen kann.
- Anpassung des Weidesystems: Bei Tagestemperaturen über 30°C macht es Sinn, die Tiere nicht mehr tagsüber, sondern nachts auf die Weide zu lassen. Der Stall kann so auch über Nacht auskühlen.
- Genügend Schattenplätze auf der Weide zur Verfügung stellen, so dass zu jeder Tageszeit auch Schatten auf die Weide gelangt.
- Die Arbeit mit den Tieren auf Abend oder Morgenstunden verlegen (z.B Ausritte usw.).
- Falls möglich: Reduzierung der Tierzahl im Stall im Talgebiet z.B. durch Alpung der Tiere oder saisonale Geburten damit im Hochsommer weniger Kälber im Stall sind.
Quelle: https://www.praxis-agrar.de/tier/rinder/hitzestress-bei-kuehen/
Zusätzliche Dokumente/Merkblätter

FAQ Futterbau
FAQ: Klima- und Ressourcenschutz im Futterbau
Ja, z.B. Sorghum und die Durchwachsene Silphie (Anbauprojekt 2020-23). Sie eignen sich aber lediglich zur Ergänzung, da ihnen Silomais v.a. qualitativ überlegen ist.
Solche enthalten Luzerne, Mattenklee, Knaulgras, Rohrschwingel… ): z.B. SM 300, 310, 323, 362, 431, 442, 462, diverse Hausmischungen wie UFA Helvetia, UFA Swiss, Steffen Arida, OH Bergwiese, Famosa 42 und 43…
Mit robusten Pflanzen, welche die Trockenheit und Feuchtigkeit gut ertragen. Das sind die Wiesenrispe und der Wiesenfuchsschwanz bei intensiver Bewirtschaftung, das Knaulgras und der Rohrschwingel bei mittelintensiver Bewirtschaftung und der Rotschwingel sowie das Fioringras für die wenig intensive und extensive Bewirtschaftung. Rotklee eignet sich als trockenheitstolerante Pflanze auf mittelintensiven Wiesen. Luzerne eignet sich nicht, da sie nicht ausdauernd und selbstunverträglich ist (Welkekrankeit).
Trockenes Klima verlangt resilientere Wiesentypen und eine etwas geringere Bewirtschaftungsintensität. Grenzwertige Lagen werden weniger Englisch-Raigras-Mähweiden und Italiensich-Raigras-Wiesen (intensiv), dafür vermehrt Knaulgras-Wiesen (mittelintensiv), Wiesenrispengras-Mähweiden (intensiv) und artenreiche Fromental- (wenig intensiv) und Trespen-Wiesen (extensiv) aufweisen.
Mit Direktsaat, Drillsaat, gutem Walzen, der Verschiebung des Saatzeitpunkt vom Frühling bis Juli auf den August (nach Getreide) oder auf den September (nach Silomais) und nach der Getreideernte das Einschalten einer mehrwöchigen Wartefrist zur Überbrückung der Sommertrockenheit (von Juli bis Mitte August).
Keine Übernutzung, hoher Schnitt, Regenerierung von Horstgräsern durch Versamung der Leitgräser.
Der Übersaatzeitpunkt von Naturwiesen verschiebt sich zunehmend vom Frühling in den Herbst. Dies gilt besonders trockenheitsgefährdete Gebiete. Frühlingsübersaaten müssen mit der Schneeschmelze ausgebracht werden.
Dazu dienen die Erkenntnisse aus dem laufenden Borstenhirse-Projekt des Kantons Nidwalden, welches von der Liebegg fachlich begleitet wird.
Eine trockenheitsbedingte Futterreserve für ein bis zwei Sommermonate wird vielerorts unumgänglich. Die Teilweide gewinnt an Bedeutung: Vollweide muss während einer Sommertrockenheit zunehmend ergänzt werden mit Grün- und Dürrfutter oder Grassilage. Die ausschliessliche Stallfütterung ist jedoch i.d.R. keine wirtschaftliche Alternative, da die Kosten hoch sind und der Arbeitsverdienst rund ein Drittel tiefer liegt als bei der Vollweide.
Gut geführte Umtriebsweiden mit genügend langen Ruhezeiten ertragen die Trockenheit besser als Kurzrasenweiden. Damit robuste Gräser gut gefressen werden, müssen Koppeln eher früher bestossen und stärker unterteilt werden. Dadurch werden auch die Weideresten minimiert, in welchen unerwünschte und nicht weidetaugliche Pflanzen versamen können.
Beim Silieren, der Rundballentrocknung und der Herstellung von Trockengras sind die Verluste gering. Diese setzen erst bei einem Anwelkgrad von über 40 Prozent TS merklich ein. Auf Nichtsilobetrieben muss bei der Herstellung von Dürrfutter der Konservierungstechnik besondere Beachtung geschenkt werden: z.B. nur bei mind. vier Schönwettertagen konservieren, hoch schneiden (8 cm), geeignetes Mähwerk (Scheibenmäher, Doppelmesserbalken) einsetzen, zurückhaltend aufbereiten (Walzenaufbereiter, Heubiene usw.), Schwadwender statt Kreiselheuer einsetzen (für lange Parzellen bei fünf Schönwettertagen geeignet), Kreiseln ab dem zweiten Tag und Schwaden bei taunassem Futter, dieses am späten Abend locker laden bzw. pressen, auf dem Feld nicht unnötig stark trocknen, für Belüftungsheu mind. 65% TS anstreben, nicht mehr als 0.5 m pro Tag auf den Belüftungsstock, leistungsfähige Heubelüftung, Rundballen einspritzen …
Organische Dünger (Mist, Vollgülle, Kompost, Holzkohle) erhöhen den Humusgehalt der Böden. Dadurch verbessert sich die Wasser-, Nährstoff- und Kohlenstoffspeicherung. Besonders auf flachgründigen, skelettreichen und leichten Böden verringern sich die Ertragsausfälle während der trockenen Sommermonate.
Wo genügend Wasser für die Bewässerung zur Verfügung steht (Flüsse, Seen, Bewässerungskanäle), lohnt sich am ehesten die Bewässerung hofnaher, produktiver Flächen, welche primär der Grünfütterung (Weiden, Eingrasen) dienen.
